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Tony Spinner: Rollin’ & Tumblin’ (Review)

Artist:

Tony Spinner

Tony Spinner: Rollin’ & Tumblin’
Album:

Rollin’ & Tumblin’

Medium: CD
Stil:

Blues Rock

Label: Grooveyard Records / Just For Kicks
Spieldauer: 74:22
Erschienen: 03.03.2009
Website: [Link]

Da kommt ’mal wieder ein junger Mann aus der Blues-Diaspora und mischt die Szene so richtig auf: TONY SPINNER wurde in Missouri geboren und ist in Arkansas aufgewachsen. Hier hört man Country - bestenfalls dessen rockigste Version, den „Red Dirt“, und sonst nix....
Da seine Eltern vorwiegend „Radiotasten“ spielten, erarbeitete sich Klein-Tony über seine Gitarre den Zugang zur Musik. Von LITTLE RICHARD und ELVIS PRESLEY zu CHUCK BERRY - so kam er über den R’n’R zum Blues, die ja ohnehin Geschwister sind. 1993 nahm er sein erstes von insgesamt sieben (wenn man das Outtakes-Scheibe „White River Monster“ dazurechnet) Alben auf. Richtig bekannt wurde er aber erst als Live-Gitarrist von TOTO, zu denen er 1999 auf Empfehlung von deren Keyboarder David Paich fand. Zwei Live-Alben sind während seiner Ägide als zweiter Mann hinter STEVE LUKATHER entstanden. 2005 stieg Tony bei TOTO aus, um sich wieder dem Blues zu widmen und seitdem hat seine Karriere, vor allem durch den Einsatz von Freund und Labelboss Joe Romagnolo, enormen Zug gewonnen.
Rollin’ & Tumblin’“ ist fraglos Spinners bislang reifstes Album geworden. Dabei setzt er auf eine gelungene Mischung aus eigenen und Cover-Songs, die er alle seelenvoll interpretiert.

Waren seine bisherigen Studio-Alben (zumindest die mir bekannten) mit klassischen Trio-Formationen zumeist live eingespielt worden, so arbeitet TONY SPINNER auf „Rollin’ & Tumblin’“ mit Overdubs. So kommt's, dass man erstmals rasante Double-Leads, ja gelegentlich wahre „Gitarren-Gewitter“ zu hören bekommt. Trio-Puristen werden hierüber sicherlich die Nase rümpfen, aber diese konservativ verknöcherten Blues-Freunde meckern ohnehin über alles, was von der „reinen Lehre“ abzuweichen wagt.
Spinners schnodderig-lässige Spielweise lässt Erinnerungen an JIMI HENDRIX und STEVIE RAY VAUGHAN wach werden, auch wenn er zumeist Gibsons spielt. Wie diese Guitar-Heroes überrascht auch er immer wieder mit überraschenden Lösungen.
Allerdings darf ein Schwachpunkt nicht verschwiegen werden: TONY SPINNERs Stimme fehlt es etwas an markanter Eigenständigkeit. Für den Blues ist sein Organ vielleicht ein Tick zu klar und brillant – auch an Volumen hapert es. Ein paar Fässer feinsten Tennessee-Whiskeys könnten hier wahre Wunder bewirken….
Nichts zu meckern gibt es dagegen an seiner Backing-Band, die er –wie Kollege DAVID GOGO- in unserem niederländischen Nachbarland rekrutiert hat. Bassist Michel Mulder und Drummer Han Neijenhuis sind enorm tight, druckvoll und wirken bestens aufeinander eingespielt.

Der Start ist mit dem Speed-Shuffle „Saturn Blues“ etwas verhuscht. Hier spielt sich auf mindestens einem halben Dutzend Tonspuren ein Gitarren-Krieg-der-Sterne ab. Bis zum Saturn schafft es Tony dabei spielend…. Ein witziges Detail dieser Nummer ist, dass es sich um ein Outtake des 1993er Debüt-Albums handelt – und wie hieß eben jenes? Genau: „Saturn Blues“.
Bereits mit der zweiten Nummer, „Count The Blessings“, greift TONY SPINNER zu einem seiner liebsten Stilmittel, er schiebt muntere funky Riffs in seinen Blues. Das geschieht noch weitere Male, so wie beim mächtigen Funk-Riffer „Cathead Biscuit“.
Ein Medley aus MUDDY WATERS’ „Rollin’ & Tumblin’“ und JOHNNY WINTERs „Meantown Blues“ folgt. Bei „R&T“ legt Tony ein wildes Gitarrenduell mit sich selbst vor, bevor er mit JOHNNY WINTERs legendären Ruf „RRRock’n’Rooooooooll“ in den kaum weniger furiosen „Meantown Blues“ einsteigt. Während der poor ol’ Johnny krankheitsbedingt nur noch ein Schatten seiner selbst ist, scheint sein legitimer Nachfolger somit gefunden.
RUFUS THOMAS’ Gassenhauer „Walkin’ The Dawg“ folgt – hier “funk“ts ‘mal wieder bevor mit „Lay Down Your Crutch“ ein granaten-mäßiger Rotz-Rocker hinterher geschoben wird. Die Klampfe klingt hier verdammt nach DAN BAIRD – die Vocals nach „Ober-Krähe“ CHRIS ROBINSON.
Der obligatorische Slow-Blues „Goldfish Bowl Blues“ sowie der Longtrack “Listen To Your Heart” setzen Kontrapunkte nach so viel Power-Blues. Bei Letzterem „schrubbt“ Spinner sein Brett ganz im Stil von CHRIS DUARTE, um in endlosen Soli die sphärischen Höhen eines ROBIN TROWER zu erreichen. Ein weiteres Medley, diesmal zwei Klassiker von WILLIE DIXON, beendet „Rollin’ & Tumblin’“: der „Catfish Blues“ und „Wanna Make Love To You“. Zwei seelenvolle Nummern, die TONY SPINNER auf ganz eigene Weise mit neuem Leben zu füllen versteht.

FAZIT: TONY SPINNER hat sich stets von Leuten wie ROBIN TROWER, JIMI HENDRIX und RORY GALLAGHER inspirieren lassen. Wer also an diesen drei Blues-Ikonen seine helle Freude hat, wird mit „Rollin’ & Tumblin’“ auf seine Kosten kommen. Zumal die Kapazität des Tonträgers voll ausgeschöpft wurde.
Ein Teil des Verkaufserlöses sollte der Mann allerdings in bestem Tennessee-Whiskey anlegen, um seiner Stimme noch den nötigen Feinschliff zu verpassen – dann wäre es nahezu perfekt…

Erhältlich bei www.justforkicks.de

Steve Braun (Info) (Review 6560x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 10 von 15 Punkten [?]
10 Punkte
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Tracklist:
  • Saturn Blues
  • Count Your Blessings
  • Rollin’ & Tumblin’ in Meantown
  • Walkin’ The Dawg
  • Lay Down Your Crutch
  • Saving Grace
  • CC Rider
  • Cathead Biscuit
  • Walkin’ The Walk
  • Goldfish Bowl Blues
  • Luv Thang
  • Listen To Your Heart
  • Love Junkie
  • Catfish/Make Love To You

Besetzung:

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